Vorstellung Honda e

Nun wurde auch der Honda e in Europa vorgestellt und konnte von Journalisten gefahren werden. In der österreichischen – um nicht zu sagen: Wiener – Tageszeitung Der Standard findet sich ein Artikel über diese Neuvorstellung.

Er ist mit einer positiven Grundhaltung gegenüber dem Produkt geschrieben, wie es sich im Zusammenhang mit einer Reiseeinladung nach Spanien im Winter so geziemt. Vielleicht sogar etwas zu positiv, aber na gut, in Valencia hat es jetzt immerhin 18 Grad mit Sonnenschein und Sabine ist weit, weit entfernt…

Auffällig dabei: Bis auf den Smart EQ Forfour (17,6 kWh) haben alle Mitbewerber größere Akkus verbaut, sogar der des e-Up! / Citygo / Mii ist mit 36,8 kWh größer. Der Honda e hat eine eher bescheidene Kapazität von 35,5 kWh.

Für einen kolportierten Preis von 33.850 Euro sind 200 Kilometer WLTP-Reichweite eher zu wenig, trotz CCS-Schnellladefähigkeit. Zugegeben, Japan ist kleiner als Deutschland. Hilft uns aber nicht!

Dafür gibt es den Berichten nach ein spaßiges Fahrerlebnis und einen sehr kleinen Wendekreis (9,2 Meter). Der „originale“ Renault Zoe ist zwar auch wendig, aber mit 10,9 m Wendekreis eine kleine Welt davon entfernt und das Tesla Model 3 ist mit 11,6 Metern beinahe ein LKW.

Die beiden Leistungsstufen von 100 kW und 113 kW bei identischem Drehmoment erscheinen mir technisch gesehen komplett sinnlos, sie sind wohl eine Konzession an die Möglichkeit, ein teures und ein teureres Modell verkaufen zu können. Immerhin gibt es elektronische Rückspiegel, über die aber im Test wenig berichtet wird. Möglicherweise ist das bereits ein Kompliment, nachdem sie im Audi e-tron einen ziemlichen Verriss erleiden mussten.

Versucht Honda mit einem eher teuren Spaßauto das Erfolgskonzept des Mini zu kopieren? Des unpraktischen aber „ich kann es mir leisten“-Autos für alle, denen der Zoe zu gewöhnlich und ein Tesla zu kostspielig ist? Von hinten sieht er – bis auf die Lichter – jedenfalls fast wie ein Zoe aus.

Neben den ganz schwachen Kommentaren aus der Ecke „mein kleiner gebrauchter Diesel ist aber billiger!“, die bei derartigen Artikeln zu folgen pflegen, sind die sachkundigeren Anmerkungen aber tatsächlich eher ungnädig: „Fun Car, aber zu wenig für diesen Preis“. Stimmt definitiv, bei Renault (Zoe neu), Peugeot (e-208, der sehr hübsch ausgefallen ist, habe ihn kürzlich in Braunschweig in kreischgelb gesehen), Opel (Corsa-e) und der Volkswagen AG bekommt man mehr E-Auto fürs Geld.

Der nächste Facelift kommt bestimmt! Hoffentlich dann auch mit einer Kapazität jenseits der 50 kWh…

Martin Guss (martinguss.de)

Das E-Dilemma und die Freue am Fahren