COVID-19 und das E-Auto

Eine Pandemie ist eine furchtbare Sache – sie wird uns noch Monate und Jahre beschäftigen, weil sie enormes menschliches Leid und wirtschaftlichen Schaden nach sich zieht, der dann weiteres Leid zur Folge hat. Es handelt sich zweifellos eine beispiellose Belastung aller Gesellschaften der Erde, da gibt es nichts zu beschönigen.

Werfen wir einen Blick auf die Soziologie, die gemäß Wikipedia eine Wissenschaft ist, „die sich mit der empirischen und theoretischen Erforschung des sozialen Verhaltens befasst, also die Voraussetzungen, Abläufe und Folgen des Zusammenlebens von Menschen untersucht.“ Es gibt tatsächlich einen besonderen Zweig, nämlich die Katastrophensoziologie. Dort werden Katastrophen als immer wiederkehrende soziale Grundtatbestände bezeichnet – die nächste Katastrophe kommt also bestimmt.

Am Ende jeder Katastrophe steht – folgt man der Theorie – die Rückkoppelungsphase, in der Lehren gezogen und mit Kritik nicht gespart wird. Dementsprechend wird die globale Bewältigung von Covid-19 eine überragende Fülle von Daten für Forschungsthemen aller Fachrichtungen ergeben – damit ähnlichen Fällen, die in der Zukunft der Menschheit unausweichlich liegen werden, mit besseren Strategien und Methoden begegnet werden kann.

Als Nicht-Soziologe wende ich mich also einem wenig wissenschaftlichen empirischen Beobachtungsexperiment zu: Woran merkt man als E-Autofahrer eine Krise mit Ausgangsbeschränkung?

Klarerweise an der Belegung der Ladesäulen. Während sie an Arbeits- und Samstagen generell sehr gut ausgelastet sind, ist das seit letzter Woche überhaupt nicht mehr der Fall.

Werfen wir zuerst einen Blick auf die Auslastung der AC-Ladepunkte in Braunschweig im Dezember 2019:


Die Ladesäulen sind sehr gut ausgelastet und die am häufigsten verfügbare Ladesäule steht in einer kostenpflichtigen Tiefgarage, ansonsten sind die Ladesäulen tagsüber praktisch im Dauereinsatz. Das war in Januar und Februar 2020 auch nicht anders, es gab für mich nur keinen großen Grund mehr, noch mehr Screenshots anzufertigen.

Szenenwechsel! Hier ist der Stand vom 20. März 2020:


Alle Ladesäulen waren verfügbar und in der Tiefgarage wurde sie offenbar deaktiviert.

In Wolfsburg sah es am selben Samstag ähnlich aus:

Eines kann man jedenfalls feststellen: Die E-Autofahrerinnen und E-Autofahrer gehören zur disziplinierten Sorte Mensch. Aber das hatte ich immer schon vermutet, denn ohne ein klein wenig Disziplin ist das Leben mit einem Elektroauto vermutlich nicht wirklich möglich…

— Martin Guss (martinguss.de)