Das E-Auto und die USA

Ein Artikel auf Bloomberg macht ein interessantes Gedankenexperiement: Was würde im US-Energiesystem passieren, wenn bis 2030 alle 270 Millionen PKWs und leichten Transporter elektrischen Antrieb hätten und die Stromerzeugung auf erneuerbare Energieproduktion umgestellt würde?

Das erstaunliche Ergebnis: Der Energieverbrauch des Landes würde um 13 % sinken und die Energieeinsparungen wären größer als der derzeitige Stromverbrauch der gesamten USA.

Das liegt vor allem daran, dass die US-Energiewirtschaft extrem auf fossile Energien (und Atomkraft) ausgerichtet ist und dabei das Doppelte der Nutzenergie als Abwärme freisetzt. Also ein Drittel Nutzen, zwei Drittel Schaden.

Mit elektrischen Antrieben sind diese Verluste sehr viel geringer. Natürlich ist das Szenario etwas extremistisch:

  • Die Erzeugung aus Solarenergie steigt um 20 % pro Jahr.
  • Die Erzeugung aus Windenergie steigt um 10 % pro Jahr.
  • Stromproduktion mit Kohle und Öl geht gegen null.
  • Spitzenlasten werden mit Erdgas-Kraftwerken abgedeckt.

Es ist leicht zu erkennen, dass Erdgas auch ein fossiler Energieträger ist, zur Abdeckung von Spitzenlasten wären dann Speicherkraftwerke unter Verwendung von Wasserkraft oder Batterien (vielleicht sogar die Batterien in den 270 Millionen Fahrzeugen?) die schlauere Option.

Außerdem gibt es ein exponentielles Wachstum in dieser Idee, denn bei 20% Steigerung pro Jahr werden durch den Zinseszinseffekt die absoluten Werte von Jahr zu Jahr größer. Das würde selbst die Ambitionen des deutschen Kohleausstiegs in den Schatten stellen! (Vorsicht, Ironie…).

Jedenfalls würden in diesem Szenario jährlich 115 Milliarden Dollar Ölkosten entfallen (bei 50 Dollar Ölpreis pro Barrel / 159 Liter). Das bedeutet aber auch, dass die heutigen Nutznießer ebendiese Milliarden nicht mehr einstreifen würden. Erbitterter Widerstand ist somit garantiert.

Eines zeigt der Artikel aber deutlich: Welche Unmengen an Energie wir als Wärme verschwenden und gemeinsam mit dem bei der Verbrennung erzeugten Kohlendioxid in die Atmosphäre blasen – Jahr für Jahr.

Dass das nicht ohne Auswirkungen auf die Umwelt bleiben kann ist so offensichtlich wie eins plus eins.

Was zeigte Google mit dem Suchbegriff „global warming man made“ heute an?

Google-Suchergebnis mit „global warming man made“

Der erste Link führt tatsächlich zum Deutschen Bundestag, wo unter dem Titel „Man-Made Climate Change does not exist!“ als „Stellungnahme“ ein unerträgliches Sammelsurium der Leugnung des menschlichen Einflusses auf das Klima durch Kohlendioxidproduktion abgelegt ist. Autor ist der ausgewiesene Impfgegner, COVID-19- und Klimawandel-Leugner Piers Corbyn, der am 6.11.2019 als Experte bei der Erörterung des „Klimaschutzprogramms 2030 der Bundesregierung zur Umsetzung des Klimaschutzplans 2050“ in den Bundestag eingeladen und gehört wurde. Dass sein Bruder Jeremy Corbyn vormals Vorsitzender der britischen Labour Party war, macht die Angelegenheit nur noch übler.

Ich bin heute rein zufällig darauf gestoßen, Google-Suche eben. Welche bizarren Blüten die deutsche Politik heutzutage treibt, hätte ich aber nicht erwartet.

Mit diesem Wissen wundert mich nun allerdings wesentlich weniger…

— Martin (martinguss.de)