Elektrisch ist ökonomisch

Häufig wird die Elektromobilität schlecht gemacht, weil der Verbrauch bei Kälte höher ist und die Reichweite sinkt. Trotzdem, elektrisch ist ökonomisch und man hat es selbst in der Hand.

Elektrisch ist ökonomisch

Vor dem Wochenende musste ich eine längere Strecke fahren, genau 239 Kilometer hauptsächlich auf der Autobahn. Die Ladelogistik war nicht ganz ideal und so startete ich mit 60 Prozent Ladestand.

Das Auto beklagte sich auch sofort: Minus ein Prozent Ladestand am Ziel! Natürlich läuft in solchen Fällen sofort die Suche nach einem geeigneten Supercharger los und hatte Erfolg: 15 Minuten Zwischenstopp am Ladestecker und Ankunft zu Hause mit 15 Prozent lautete der Vorschlag.

Nun muss man einkalkulieren: Das Vorheizen für den Besuch beim Supercharger erfordert einiges an Energie, sodass die Reichweite sinkt. Das kann mit wenigen Minuten Ladedauer am Schnelllader ganz einfach ausgeglichen werden, aber für die Energiebilanz ist es nicht gut.

Das kann dazu führen, dass man für ziemlich wenig fehlende Energie einen spürbar langen Ladestopp in Kauf nehmen muss. So wie in meinem Fall: 15 Minuten Laden für ein einziges fehlendes Akku-Prozent schien mir nicht besonders praktisch. (Natürlich möchte das Auto zusätzlich vermeiden, komplett leer anzukommen, das ließe kaum Spielraum für Unwägbarkeiten.)

Außerdem wollte ich keinen zusätzlichen Stopp einlegen, der mit An- und Abfahrt schnell mal eine halbe Stunde Zeit gekostet hätte.

Was tun? Natürlich war die Zeit für die beiden Klassiker der Elektromobilität gekommen:

  1. Langsamer fahren
  2. Bei der Klimatisierung sparen

Ich gebe gerne zu: Das ist nicht für jeden möglich. Ich war jedoch alleine im Auto, die Außentemperatur lag bei 16 Grad und die Sonne gerade untergegangen. Da erübrigen sich Heizung und Kühlung.

Mit dieser Einstellung fuhr ich los und stellte mir das berühmte rohe Ei zwischen Strompedal und Fuß vor. Nach einigem Hin und Her in den ersten zehn Minuten verbesserte sich mein vorhergesagter Ladestand am Ziel auf 12 Prozent. Das war eine gewaltige Verbesserung!

Ein Ankommen war somit gesichert. Mit der Tempomat-Einstellung von 110 km/h kam ich gut voran und die Autobahn war leer genug, um kein Hindernis zu sein.

Das trockene Wetter und ein leichter Rückenwind halfen zusätzlich. Obwohl die Außentemperatur auf 7 Grad abfiel, blieb die Heizung aus – ich wollte es einfach wissen! Wirklich kalt wurde es zum Glück nicht.

Am Ende der Fahrt blieben noch 9 Prozent Ladestand übrig, das fand ich ein sehr akzeptables Ergebnis. Für 239 Kilometer hatte ich 33 kWh verbraucht, also etwa 13,8 kWh/100 Kilometer. Das Auto gab 13,9 kWh/100 km an, es gab wohl einige Rundungsdifferenzen. Dennoch: Das ist ein sehr guter Wert! Elektrisch ist ökonomisch, tatsächlich…

Natürlich hätte ich einmal Zwischenladen und dank freier Autobahn wesentlich schneller fahren können. Aber es war nicht notwendig und hätte in Summe kaum Zeit gespart, aber wesentlich mehr Energie gekostet.

Auf der Zeitachse dauerte die Fahrt 2:27, was einen Schnitt von 97,6 km/h ergab. Zwei längere Baustellenabschnitte mit Tempo 80 hatten die Bilanz leider ordentlich belastet. Wesentlich mehr als eine Viertelstunde hätte ich auf dieser Strecke nicht hereinholen können und genau dieselbe Zeit hätte der Ladestopp gekostet.

Manchmal kommt man also schneller und günstiger an, wenn man langsam fährt. Aber das wussten ohnehin bereits 😉


Das funktioniert auch bei kalten Temperaturen und mit Familie

2 Kommentare

  1. Hallo Martin,
    danke für diesen Bericht. Ich kann diese Suche nach der richtigen Strategie einer Optimierung, der Suche nach dem besten Weg zwischen Geschwindigkeit und Reichweite nur bestätigen.
    Das mit dem „rohen Ei“ zwischen Strompedal und Fuß ist ein großartiges Bild. Das nehme ich mit auf meine nächste Fahrt.
    Schreib bitte noch mehr dazu.
    Gruß Christian

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