Ford Explorer

Der Ford Explorer kann mittlerweile nach etwas Verzögerung bestellt werden! Trotz des klassischen Namens aus der Geschichte des Blauen Ovals von Ford steckt größtenteils Volkswagen unter dem Blech.

Die Ford Motor Company – einst unter den „Big Three“ aus Detroit – hat schon deutlich bessere Zeiten erlebt: Nach einer Hochphase mit 6,65 Millionen verkauften Fahrzeugen 2016 ging es bis 2021 ständig bergab, als die Verkaufszahlen mit 3,94 Millionen Fahrzeugen einen Tiefpunkt erreichten. Mittlerweile geht es wieder leicht bergauf und 2023 konnte Ford 4,41 Millionen Fahrzeuge verkaufen, trotzdem ist das noch etwa ein Drittel weniger als 2016.

Immerhin konnte Ford dem schlimmeren Schicksal von General Motors (Insolvenz 2009 mit anschließender Staatsbeteiligung) bzw. Chrysler (ebenfalls Insolvenz 2009 mit anschließendem Verkauf an Fiat, heute Stellantis) entgehen. Es ist eine tragische Geschichte, die der Journalist Bill Vlasic im Buch „Once Upon a Car: The Fall and Resurrection of America’s Big Three Automakers” hervorragend dokumentiert hat.

Kann Ford mit dem Explorer an seine glorreiche Geschichte anschließen? Ich konnte das Auto im Februar 2024 live sehen, aber erst jetzt einen Beitrag schreiben…

Das Auto sieht hübsch aus und verspricht durch das steil abfallende Heck einen guten Nutzwert. Der Ford Explorer hat offensichtlich einiges vom Skoda Enyaq mitbekommen, Ford Enyaq also? Das Bild täuscht nicht, der Ford ist tatsächlich etwas kürzer: Skoda 4,649 m, Ford 4,468 m, das sind 18,1 Zentimeter weniger. Der Großteil scheint durch Verkürzung des Kofferraums entstanden zu sein, aber auch der Frontüberhang ist geringer.

Der Kofferraum hat trotzdem eine große Heckklappe, innen einen Zwischenboden und überrascht nicht. Anhängerkupplung gibt es auch, kostet aber 900 Euro extra.

Die Fahrerposition ist angenehm eingerichtet, das Display hinter dem Lenkrad gehört zu den bekannten Erscheinungen. Die Tasten auf dem Lenkrad sind jedoch nach wie vor keine konventionellen Tasten, sondern berührungsempfindlich. Da hat Ford nichts dazugelernt oder konnte sich nicht vom Baukasten lösen.

Ebenso wenig lösen konnte sich Ford von den peinlich billigen Folientasten, die wir bereits vor mehr als 40 Jahren beim ZX80 hinter uns lassen wollten. Zusätzlich traurig, dass Ford keinen Weg finden konnte, die Bedienung der Fensterheber für vorne und hinten vernünftig zu machen. Es gibt wie bei den übrigen MEB-Fahrzeugen lediglich zwei Tasten, die für die Verwendung vorne oder hinten umgeschaltet werden müssen. Nicht einmal der Schalter-Hasser Tesla ist derartig knausrig… Mit einem Aktionspreis von 48.510 Euro ohne Wärmepumpe (1.050 Euro Aufpreis!) ist der Ford Explorer sicherlich kein Billigauto. Für das Fahrerassistenz-Paket kommen nochmal 1.800 Euro dazu, man landet also rasch jenseits der 50 kEUR.

Das Zentraldisplay ist gänzlich anders gestaltet, da hat sich Ford deutlich von der weniger guten Ausführung von VW abgesetzt. Es kann vertikal verschoben werden, aber verdeckt in der untersten Position ein relativ großes Ablagefach. Wer Schlüssel, Mobiltelefon, Papiere und sonstigen Krimskrams im Auto sucht, sollte sich somit auch an diese Ablage erinnern – nichts für angehende Alzheimer-Patienten 😉

Ein Aufpreis von 50 Euro für diese Befestigungslöcher klingt wie eine Erfindung für Stand-Up Comedy, aber nein: Unter den wenigen Optionen des aktuellen Konfigurators ist dieses Mikro-Feature, dessen Umsetzung in der Produktionslogistik vermutlich teurer als der Verkaufspreis ist und enorme 0,1 Prozent des Fahrzeugpreises ausmacht.

Und weil wir gerade beim Meckern sind: Klavierlack auf der Mittelkonsole! Noch immer! Ich hatte beinahe gehofft, dass sich die Automobilindustrie aufgrund der wenig überzeugenden Erfahrungen von dieser Verwirrung abwenden würde. Leider nicht!

Was sagen die inneren Werte? Ein Verbrauch von 13,9 kWh/100 km nach WLTP und eine WLTP-Reichweite von 602 km dank der leicht auf 79 kWh vergrößerten Batterie sind für die Version „Extended Range, Heckantrieb“ gute Daten auf dem Papier, die in der Praxis hoffentlich im üblichen Rahmen erreicht werden können. Die Ladeleistung beträgt bis zu 185 kW, auch das ist sehr ordentlich.

Alles in allem: Das Auto ist gut gemacht, sieht hübsch aus und ist etwas kleiner als andere MEB-Fahrzeuge. Die Leistungsdaten sind durchaus gut und der Listenpreis nicht komplett überzogen, sondern auf Skoda-Level. Das Auto hat einen wertigen Innenraum, wenn man von der nervigen MEB-Krankheit bei den Fensterhebern absieht.

Das Auto kommt jetzt in einer schwierigen Phase auf den Markt, doch man kann Ford mit dem Explorer gutes Gelingen wünschen!

2 Kommentare

  1. nicht der ganze MEB hat nur 2 Tasten für die Fensterheber. Auch hier hebt sich der Enyaq ab, und hat, sinnvollerweise, 4 davon.

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