Neuigkeiten von der eCarExpo 2025

Ein neues Format

Wie in den vergangenen Jahren fand die eCarExpo 2025 erneut in Stockholm (zusätzlich zu anderen Terminen auch in Oslo und Göteborg) statt und ging heute zu Ende. Diesmal lag sie allerdings deutlich später im Jahr – im April statt wie bisher im Februar – und an einem neuen Veranstaltungsort: der Stockholmsmässan in Älvsjö anstelle der Friendship Arena in Solna, die 2024 nach einem Sponsorenwechsel in „Strawberry Arena“ umbenannt wurde.

Neuigkeiten von der eCarExpo 2025

Das Format war ebenfalls etwas verändert: Einige der Teile Messe, die eher zum professionellen Nutzerkreis zählen, waren in der parallelen „eComExpo“ in einer zweiten Halle zu sehen. Sie war nur an den Branchentagen geöffnet; wer elektrische Radlader, schwere Nutzfahrzeuge und künftige Megacharger sehen wollte, wurde an den Publikumstagen enttäuscht.

Was war überraschend?

Die erste Überraschung: Die Messe war gefühlt dünner und weniger aufwändig besetzt als in den Vorjahren und mehrere große Marken waren nicht vertreten: Von den Volumenherstellern fehlten BMW, Mercedes, alle Stellantis-Marken (Fiat, Jeep, Opel, Citroen, Peugeot, DS), Toyota (nur mit leichten Nutzfahrzeugen dabei), Volvo und Nissan, um die wichtigsten zu nennen.

Die Nischenhersteller sind mittlerweile sehr zahlreich geworden und viele von ihnen sind in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Beinahe alle der aufstrebenden fernöstlichen Marken blieben fern. Lotus und Cadillac spielen bei den Verkaufszahlen in Europa allenfalls eine marginale Rolle und bleiben eine Randnotiz.

Dafür war VW mit Volkswagen, Skoda, Porsche, Cupra und den Nutzfahrzeugen sehr umfangreich zu sehen. Die MEB-Fahrzeuge von Ford – Capri und Explorer – waren ebenfalls dabei.

Die Newcomer Mazda und Suzuki haben zumindest Pioniergeist bewiesen.

Die zweite Überraschung: Der große Stand von Tesla mit den aktuellen Modellen, einem Optimus-Roboter und dem Cybertruck, den man im Gegensatz zum Auftritt in Hannover auch von innen sehen konnte – mehr dazu in einem späteren Beitrag. Eine Probefahrt wurde mit einer Tesla-Weste belohnt und der Andrang war durchaus groß. Es zeigt sich: Bei Tesla muss verkauft werden!

Die dritte Überraschung: Die Anbieter von Wallboxen, Ladelösungen und PV-Anlagen war sehr deutlich reduziert, was nur teilweise von Ausstattern für Liefer- und Werkstattwagen kompensiert wurde. Und natürlich – typisch Skandinavien – gab es auch elektrifizierte Wasserfahrzeuge zu sehen.

Vierte Überraschung: Die E-Auto-Umbauszene hält sich hartnäckig, obwohl sie erkennbar stagniert. Echte Neuigkeiten gab es nicht und auch der altbekannte DeLorean war wieder zu sehen. Das Publikumsinteresse war jedoch gering und es war klar zu erkennen: Die Zeit der Bastler und Hobbyisten ist in der Öffentlichkeit vorbei und lebt nur noch in der Nische.

Die Szene rund um E-Auto-Umbauten hält sich weiterhin tapfer – trotz sichtbarer Stagnation. Neue Impulse oder Innovationen blieben diesmal aus, und der bereits mehrfach gezeigte DeLorean war erneut vertreten. Das Publikumsinteresse fiel entsprechend verhalten aus. Es wurde deutlich: Die Zeit der Bastler- und Hobbyisten ist vorbei, sie sind wieder in der Nische angekommen.

Und zuletzt keine Überraschung: Wasserstoff ist ein absolutes Nicht-Thema.

The Good and the Bad and the Ugly

Die Highlights waren viele neue Modelle unterhalb des Luxusniveaus: Hyundai Inster, Renault R4 und R5, Kia EV3, Suzuki eVitara und die drei Modelle auf derselben Plattform: Zeeker X, Lynk & Co 02, Volvo EX30 (nicht vertreten). Kein Wunder, denn es handelt sich bei allen drei um Fahrzeuge aus dem chinesischen Geely-Konzern.

Dennoch gibt es erstaunliche Unterschiede zwischen den Fahrzeugen: Obwohl die Technik dieselbe ist, haben alle drei unterschiedlich große Frunks. Im Zeeker ist er so klein, dass nicht einmal das mitgelieferte AC-Ladekabel ohne Mühe hineinpasst.

Der Suzuki eVitara hingegen ist der Plattformbruder des bereits erhältlichen Toyota Urban Cruiser, aber Suzuki hat noch nie technologische Maßstäbe gesetzt. Beide Modelle werden in Indien (Ahmedabad, Gujarat) als Maruti eVitara gebaut und sind die ersten E-Auto aus indischer Produktion in Europa, allerdings mit Batterien von BYD aus China.

Den neuen Mazda 6e hatte ich mit einiger Spannung erwartet, trotz der merkwürdig geringen Ladegeschwindigkeit der größeren Antriebsbatterie im Long Range-Modell. Sie ist das Gegenbeispiel zur Faustregel „größere Batterie = mehr Ladeleistung“. Hübsch sieht er aus.

Doch ansonsten enttäuscht das Auto: Es ist enorm lang (knapp 5 Meter), bietet aber wenig Innenraum. Insbesondere auf den hinteren Plätzen ist es weniger bequem als im Hyundai Inster. Der Erfolg wird trotz des günstigen Preises (ca. 47 tEUR für das Long-Range-Modell) erwartbar verhalten ausfallen. Zumindest für die Mazda-Fans mit großen Parkplätzen gibt es nun eine Option.

Im Gegensatz dazu hat der Hyundai Inster alle Gene für den Erfolg: Top-Variabilität im Innenraum, gute Reichweite, Wärmepumpe (leider gegen Aufpreis), unkompliziertes Bedienkonzept und vielen praktische Details. Das alles auf einem Preisniveau unter 30.000 Euro, da wird sich Volkswagen strecken müssen.

Dafür macht Volkswagen bei Skoda sehr vieles richtig und holt einiges aus dem MEB heraus. Der neue Enyaq, das Enyaq Coupé und der kleine Bruder Elroq sind gereifte Modelle, allerdings nicht mehr preislich günstig.

Audi hingegen war mit dem elektrischen S6 Avant e-tron mit Preisen jenseits der 100.000 EUR eine Enttäuschung: Ein A4 von vor zehn Jahren war auch nicht anders und fühlte sich gemütlicher und hochwertiger an.

Renault zeigte den R4 und den R5. Von der Mittelsäule vorwärts sind die Autos von innen kaum zu unterscheiden. Der R4 ist das größere, teurere und wesentlich praktischere Auto, während der R5 vermutlich den Ansatz des BMW-Minis versucht: Wenig Platz im Innenraum, akzeptable Fahrleistungen, aber hübsch anzusehen und nicht besonders günstig.

Top 3 der Nervigkeiten

Manche Ausführungen wirken im Detail bei manchen Fahrzeugen nicht durchdacht. Hier meine Top 3 aus den ausgestellten Fahrzeugmodellen:

Nervigkeit #1: Plastikabdeckungen am Ladeport! Diese billige Lösung ist ein ständiges Ärgernis. Nicht nur, dass sie das An- und Abstecken des Ladekabels verkompliziert und verlängert, man muss die Hütchen auch noch in der richtigen Reihenfolge aufstecken. Bei Regen und Sturm in der Dunkelheit ist das ein wahres Komfort-Highlight. Während des Ladevorgangs baumeln sie am Auto herunter und zerstören den Lack. Man fragt sich, weshalb die Abdichtung der Ladeklappe nicht bereits ausreicht. Zudem gibt es seit langem bessere Lösungen mit fixen Klappen.

Nervigkeit #2: Der Frunk. Einige Modelle verzichten ganz auf ihn – obwohl er ein praktisches Feature darstellt. Andere bieten nur einen sehr kleinen Frunk oder verstecken ihn unter umständlich zu öffnenden Fronthauben. Dabei sollte der verfügbare Raum im Fahrzeug in erster Linie den Nutzerinnen und Nutzern zugutekommen und nicht durch eine ineffiziente Anordnung technischer Komponenten verschenkt werden.

Nervigkeit #3: Klavierlack! Es gibt ihn immer noch, obwohl sich die Nachteile herumgesprochen haben sollten. Es gibt sie auf Lenkrädern, Türeinlagen und Mittelkonsolen. Der teure Audi S6 Avant e-tron hatte besonders große Flächen in Klavierlack verbaut, die auf der Messe stets katastrophal aussahen.

Fazit

Die Normalisierung der Elektromobilität setzt sich ungebremst fort. Die Beschleunigung des Wandels ist derzeit eher im Bereich der kommerziellen Fahrzeuge zu erkennen. Sowohl PV-Anlagen als auch Wallboxen sind mittlerweile Baumarkt-Produkte und keine exotischen Sensationen mehr.

Nicht nur wegen der aktuellen wirtschaftlichen Turbulenzen sehe ich das Ende der spezialisierten E-Auto-Events heraufziehen und es bleibt abzuwarten, ob es tatsächlich eine eCarExpo 2026 geben wird.

Wir werden sehen!

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